Ein Jahr KI Feedback mit FelloFish - ein Praxisbericht

Ein Jahr KI Feedback mit FelloFish - ein Praxisbericht

Von am 02.06.25
Inhalt

Das Kollegium mitnehmen

„Waaas? Echt???“, „Ui, her damit“, so klangen einige der Deutsch-Lehrkräfte am Gymnasium Neubiberg, als ich Ende des Schuljahres 2023/24 von (damals) „Fiete“ erzählte.

„Wann können wir das probieren?“ Einige wenige testeten es sofort, schließlich wurde es zu Beginn des Schuljahres 2024/25 über das Budget, das alle Schulen in Bayern für KI-gestützte Werkzeuge bekommen, eingeführt.

Wir arbeiten als Schule schon seit 2013 mit Tablets und versuchen, die Grundprinzipien der 4K zu berücksichtigen, wir haben ein ausführliches Medien- und Methodencurriculum. Grundsätzlich spürt man eine große Offenheit für zeitgemäßes Lernen in der Digitalität, was natürlich besonders gute Voraussetzungen für die Einführung neuer Ideen sind.

Zunächst erhielten die Lehrkräfte gleich zu Beginn des Schuljahres im September Zugang zum System. In vier kompakten 30-minütigen Snack-Fortbildungen wurden sie mit der Funktionsweise und den Einsatzmöglichkeiten von FelloFish vertraut gemacht, diese fanden an unterschiedlichen Tagen zu unterschiedlichen Zeiten statt, so dass alle interessierten Lehrkräfte teilnehmen konnten.

Gleich zu Beginn erstellte ich selber eine Taskcard, auf der Kolleg:innen, nach Fächern und Jahrgangsstufe sortiert, ihre Aufgaben und Feedback-Kriterien für den Austausch bereitstellen konnten. Da man inzwischen Aufgaben im System selber untereinander teilen kann, hat sich die Taskcard natürlich jetzt erledigt.

Video: Aufgaben mit FelloFish im Kollegium teilen

Die kontinuierliche Begleitung, der regelmäßige Austausch unter den Lehrkräften, um Erfahrungen zu teilen, waren und sind essenziell, um die Integration des Tools in den Unterricht nachhaltig zu gestalten. Lehrkräfte sind unterschiedlich schnell beim Adaptieren, sind unterschiedlich vorsichtig bei der Begegnung mit Neuem, vertrauen ihren eigenen Fähigkeiten unterschiedlich stark. All dies gilt es zu beachten und berücksichtigen, unter anderem fanden auch im zweiten Halbjahr nochmal eine Snack-Fortbildung und immer wieder kurze Gespräche statt.

Einsatz im Unterricht

Im Unterricht wird FelloFish derzeit vor allem in den Fächern Deutsch, Englisch und gelegentlich auch Französisch eingesetzt. Im Fach Englisch findet das Tool in den Jahrgangsstufen 6 bis 12 Anwendung, insbesondere bei Aufgaben zur Mediation und Composition. Eine Lehrkraft berichtet, dass sie in diesem Schuljahr bereits 16 Aufgaben mit FelloFish bearbeitet hat. Eine andere Lehrkraft nutzt das Tool regelmäßig in den Klassen 6 und 8 für alle Textformen und setzt es etwa einmal im Monat ein. Besonders hervorgehoben wird von den Kolleg:innen die wertschätzende Art des Feedbacks, das zur Verbesserung bereits geschriebener Übungsaufsätze beiträgt. Viele Englisch-Lehrkräfte nutzen es aber ganz allgemein für die unterschiedlichsten Textsorten, auch durchaus mit fachlich-inhaltlichen Feedback-Kriterien. Zu betonen ist, dass es wichtig ist, auch mit den Schüler:innen den Umgang mit dem KI-generierten Feedback zu thematisieren, die ersten Aufgaben im Unterricht und nicht zu Hause zu schreiben und dann gemeinsam zu besprechen. Vor allem aber im Deutschunterricht zeigt sich das Potenzial von Fellofish. In der 6. Klasse wurde FelloFish erfolgreich für Vorgangsbeschreibungen und Erzählungen eingesetzt. In der 7. Klasse kamen Schilderungen, begründete Stellungnahmen und informierende Texte zum Einsatz, jeweils mit sehr guten Rückmeldungen. Lehrkräfte aller Jahrgangsstufen betonen, dass das Feedback besonders bei materialgestützten Aufgaben differenziert und hilfreich ist.

Es bietet gerade in Deutsch die Möglichkeit, die Korrektur der vielen Übungsaufsätze etwas zu reduzieren, ohne jedoch den Überblick über die Leistungen der Schüler:innen zu verlieren.

Gerade auch in jüngeren Jahrgangsstufen werden die Angebote, Texte über Fellofish zu verfassen, auch den Eltern kommuniziert, die großteils sehr positive Rückmeldungen geben.

Fazit

Nach fast einem Schuljahr lässt sich durchaus beobachten, dass der Einsatz von Fellofish ein klarer Gewinn für den Unterricht ist. Nicht alle Lehrkräfte nutzen es, was völlig in Ordnung ist, aber für viele ist es eine Arbeitserleichterung und vor allem aber die Möglichkeit, den Schüler:innen zusätzliche Gelegenheiten zu bieten, Texte zu schreiben und an ihrer Fähigkeit, diese zu produzieren, zu arbeiten.

Folgendes Vorgehen hat sich bei der Implementation von FelloFish für unsere Schule bewährt:

Abbildung: FelloFish Implementierungsstrategie
Abbildung: FelloFish Implementierungsstrategie

Autor

Georg Schlamp ist seit über 25 Jahren Lehrer für Englisch und Geographie, und das aus Leidenschaft. Schon im Referendariat interessierte ihn der Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Seit 16 Jahren bildet er als Seminarlehrer an einem Gymnasium bei München Englischreferendar:innen aus. 2012 installierte er, ohne den Begriff „Digitalisierung“ zu kennen, einen Koffer mit 16 iPads an seiner Schule, in der Hoffnung, den Unterricht ein klein wenig zu verändern. Seitdem entwickelt er diesen weiter im Sinne einer zeitgemäßen Bildung und ist in der Lehrerfortbildung tätig, hält Vorträge, Webinare und gibt bundesweit Workshops zu Themen wie unter Anderem „KI in der Schule“, „Zeitgemäßer (Fremd-) Sprachunterricht in der Kultur der Digitalität“ und „Fake News“.