Jöran Muuß-Merholz ist unter die Zeitreisenden gegangen. Mit seinem neuen Buch „Schule 2035: Lernen nach Digitalisierung & KI“ blickt er auf fünf fiktive Zukunftsvisionen von Schule, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Das Buch ist bewusst keine theoretische Abhandlung über die aktuellen Schwächen und düsteren Entwicklungsperspektiven des deutschen Schulsystems der Gegenwart, vielmehr zwingt der Autor die Lesenden durch eine Reise ins Jahr 2035 zu einer erfrischenden und dringend notwendigen Einladung, gemeinsam in mögliche Zukünfte des Schulsystems zu blicken.
Dieser Kniff enthebt davon, sich gedanklich zu sehr im Netz gegenwärtiger Schulentwicklunglähmungen zu verfangen. Und das Beste: Die Zukunftsvisionen machen unglaublich viel Lust darauf, sofort im Hier und Jetzt loszulegen. Aber der Reihe nach…

Worum geht’s in „Schule 2035“?
Das Buch ist grob in zwei Teile gegliedert.
Im ersten Teil nimmt Jöran die Leser:innen mit auf eine Zeitreise ins Jahr 2035 und stellt uns fünf radikal unterschiedliche Schulen vor. Diese fiktiven Schulporträts sind keine Blaupausen, sondern sollen, wie er selbst schreibt, „überraschen, inspirieren, provozieren und irritieren“. Sie machen als konkrete Gedankenexperimente abstrakte Ideen und Entwicklungspotenziale greifbar und zwingen uns, Position zu beziehen: Möchte ich wirklich, dass Schule so aussieht? Was wäre mein Gegenentwurf?
Im zweiten Teil wird es dann praktisch. Hier liefert der Autor zehn konkrete und gut erklärte Methoden – von der schnellen „Kopfstandtechnik“ bis zur „Zukunftswerkstatt“ –, mit denen jede Schule sofort beginnen kann, ihre eigene Vision zu entwickeln.
Die 5 Schulen der Zukunft – Ein Schnelldurchlauf
Das Herzstück des Buches sind die fünf Schulporträts, deshalb stelle ich sie hier etwas ausführlicher vor. Die fiktiven Beispielschulen zeigen, wie unterschiedlich die Antworten auf die Frage „Welche Schule wollen wir?“ ausfallen können:
- Die Lisa-Rosa-Reformschule: Die Schule für global vernetzte Weltverbesser:innen. Hier wird selbstorganisiert und projektbasiert an den großen Menschheitsaufgaben gearbeitet – vernetzt vom Stadtteil bis zum Mars.
- Das Manfred-Spitzer-Lyzeum: Die Antithese zur Digitalisierung. Eine „digital-freie Zone“ (S. 53), in der Tradition, klassische Bildungsinhalte, Handwerk und Naturerfahrungen im Mittelpunkt stehen.
- Die LIDA-Schulen: Die KI-gesteuerte Lernfabrik, in der adaptive Algorithmen den Lernprozess für jeden Einzelnen maßschneidern. Ein provokanter Blick auf eine Zukunft, die Effizienz über menschliche Interaktion stellt und zu einer zweigeteilten Bildungswelt führen könnte.
- Die UnSchule: Eine Schule wie ein Barcamp – die radikal freiheitliche Schule in einem alten Einkaufszentrum, deren oberstes Ziel es ist, die angeborene Lernfreude zu erhalten. Das Motto ist Programm: „Lern doch, was du willst!“ (S. 96).
- Die Pallas Athene Schulen: Ein globales Netzwerk, in dem die besten Lehrkräfte der Welt online unterrichten, die Schülerinnen und Schüler aber vor Ort in Wohnheimen und Lerngemeinschaften zusammenarbeiten. Eine Online-Schule in Präsenz (ja, das geht), welche die Vorteile globaler Vernetzung und lokaler Gemeinschaft zu verbinden versucht.
Die Rolle der KI: Zwischen Werkzeug, System und Identitätskrise
Das Buch „Schule 2035“ trägt den Untertitel „Lernen nach Digitalisierung & KI“, was die zentrale Bedeutung des Themas verdeutlicht. Damit meint der Autor nicht eine Zeit, in der diese Technologien verschwunden sind, sondern eine Zukunft, in der sie so alltäglich und selbstverständlich geworden sind, dass sie nicht mehr als Sonderthema behandelt werden müssen.
Die Kernthese von Jöran Muuß-Merholz lautet, dass KI wie jede digitale Technologie als „großer Verstärker“ wirkt: Sie macht ein auf Kontrolle ausgerichtetes System noch kontrollierender und ein auf Kreativität ausgerichtetes System noch kreativer. Die Debatte um KI zwingt die Pädagogik, alte, fundamentale Fragen neu zu beantworten. Das Kürzel „KI“ steht in der Schule daher auch für eine „Krise der Identität“ (S. 221).
Die fiktiven Schulmodelle im Jahr 2035 zeigen, wie radikal unterschiedlich diese Auseinandersetzung mit KI ausfallen kann. KI ist in der einen Schule gezielt eingesetztes Werkzeug, in der anderen allumfassendes Kontrollsystem und in der dritten für alle Digitalisierungsskeptiker Statussymbol der Ablehnung.
An einem Ende des Spektrums steht das Manfred-Spitzer-Lyzeum, das sich als „digital-freie Zone“ definiert. Hier ist die Ablehnung von KI im Unterricht ein zentrales pädagogisches Prinzip, das durch den Fokus auf Tradition, Handwerk und direkte menschliche Interaktion untermauert wird. Ironischerweise wird KI hier nur als Kontrollinstrument eingesetzt, um die Technikfreiheit durchzusetzen: „KI-basierte Ganzkörper-Scanner“ am Eingang stellen sicher, dass keine digitalen Geräte mit in die Schule gebracht werden.
In der Mitte des Spektrums finden sich Schulen, in denen KI als kontrolliertes und nutzergesteuertes Werkzeug dient. So wird in der Lisa-Rosa-Reformschule KI pragmatisch eingesetzt, um pädagogische Ziele wie Inklusion zu unterstützen, indem KI Lernmaterialien differenzieren. In der UnSchule ist KI eine frei verfügbare Ressource in Form von „virtuellen Tutoren“, die als KI-getriebene Simulationen von Influencer:innen und Expert:innen fungieren und von den Lernenden bei Bedarf im Lernbüro konsultiert werden.
Einen Schritt weiter in der Integration geht das Modell der Pallas Athene Schulen (PAS), wo KI das unsichtbare organisatorische Rückgrat bildet. Ein „KI-Stundenplan“ (S.127) ist das Herzstück, das den komplexen Kursplan für über 17.000 Lernende und mehr als 1.000 weltweit verteilte Lehrkräfte optimiert. KI-gestützte Dashboards liefern zudem datenbasierte Auswertungen über Lernaktivitäten und ermöglichen fundiertes Feedback.
Am anderen Ende des Spektrums stehen die LIDA-Schulen, in denen die KI nicht mehr Werkzeug, sondern das System selbst ist. Intelligente tutorielle Systeme (ITS) haben die menschlichen Lehrkräfte in der direkten Wissensvermittlung vollständig ersetzt. Die KI steuert den gesamten Lernprozess durch adaptives Lernen, motiviert durch Gamification und bewertet durch „Continuous Assessment“ (S. 88), während sie gleichzeitig umfassend alle Lernaktivitäten überwacht. In diesem Modell ist die KI der zentrale Akteur, Lehrer, Organisator und Kontrolleur
Die unterschiedlichen Ausprägungen der KI-Integration in diesen Gedankenexperimenten fordert die Leser:innen heraus, selbst eine Position zu entwickeln, welche Rolle KI zukünftig in der Schule spielen soll.
Warum Du das Buch lesen solltest
- Es ist ein Gegenmittel gegen Stagnation. Das Buch hilft, der Falle des „Pseudokonsenses“ (S. 22) zu entgehen, in der alle über zeitgemäße Bildung reden, aber niemand dasselbe meint. Die konkreten Visionen liefern eine „Landkarte von Schulen der Zukunft“ (S. 13), an der man sich orientieren und reiben kann.
- Es ist praktisch. Der Methodenteil ist eine Goldgrube. Er liefert nicht nur Inspiration, sondern auch das Handwerkszeug, um vom Reden ins Handeln zu kommen. Du kannst dir die passende Methode für dein Team oder dein Kollegium heraussuchen und direkt loslegen.
- Es schärft den Blick für die Gegenwart. Nach der Lektüre siehst du die aktuellen Debatten um KI und Digitalisierung mit anderen Augen. Der Gedanke des „Kippbildes“ (S. 218) – also jede technische Frage in eine pädagogische Grundsatzfrage zu „kippen“ – ist ein extrem wertvolles Werkzeug, um die Diskussionen in die richtige Richtung zu lenken: weg von der Technik, hin zum Menschen.
- Es macht Spaß. Wer den öffentlichen Diskurs um Schule, Digitalisierung und KI der letzten Jahre aufmerksam verfolgt, wird in den fiktiven Schulen und Personen immer wieder reale Menschen und Orte durchblitzen sehen und die eine oder andere Anspielung als Homage erkennen. Mal ist dies expliziter (wie bei Lisa Rosa), mal ist es versteckter und man fragt sich, an wen oder was Jöran gedacht haben dürfte, oder ob doch alles erfunden ist.
Ein kleiner Wermutstropfen?
Wenn man einen Kritikpunkt suchen möchte, dann ist es der sozioökonomische Rahmen. Die faszinierenden, positiven Schulmodelle wirken oft wie Inseln für privilegierte Gemeinschaften in stabilen, finanzkräftigen Demokratien. Die Frage, wie solche innovativen Ansätze flächendeckend im staatlichen Regelsystem und unter weniger idealen politischen Vorzeichen umgesetzt werden können, bleibt eher im Hintergrund. Das Buch liefert inspirierende pädagogische Visionen, aber weniger eine Roadmap für den notwendigen politischen und systemischen Wandel.
Meiner Meinung nach ist das Buch selbst ein Verstärker: Wer Lust auf Schulentwicklung hat, wird das Buch als Zeichen des Aufbruchs lesen. Wer Veränderungen im Bildungsbereich skeptisch beäugt und möchte, dass Schule so bleibt, wie sie ist, der findet in der Radikalität der einen oder anderen Zukunftsvision ausreichend Bestätigung auch für diese Position.
Trotzdem: Die größte Stärke von „Schule 2035“ ist seine Funktion als Katalysator. Es ist kein Regelwerk, sondern ein Zündfunke, der dazu ermutigt und befähigt, die Zukunft der eigenen Schule selbst in die Hand zu nehmen. Und genau das brauchen wir gerade dringender als alles andere.
Fragen an den Autor
Jöran, du hast fünf sehr unterschiedliche Schulmodelle für die Zukunft entworfen. Wenn du im Jahr 2035 noch einmal Schüler wärst und die freie Wahl hättest: Auf welche dieser fünf Schulen wärst du persönlich am liebsten gegangen und warum?
Als ich die fünf Schulen beschrieben habe, hatte ich das Ziel: Keine davon soll „meine“ Schule sein. Mehr noch: Ich wollte auch die Leserinnen provozieren und irritieren. Das kam so: Vor einigen Jahren hatte ich schon mal einen kürzeren Text mit drei Schulporträts geschrieben. Das war quasi ein Vorläufer des Buchs. Damals haben die Leute häufig auf eine konkrete Schule gezeigt und gesagt: „Das will ich! Das ist meine Schule!“ Das ist zwar nett und gemütlich, aber weder realistisch noch produktiv. Deswegen habe ich für das Buch bei jeder Schule versucht, jeweils eine grundsätzliche Legitimation und jeweils gute Argumente für diese Schule zu beschreiben – aber auch „Dornen“ einzubauen. Mein Ziel ist, dass die Leserinnen eine Schule kennenlernen und sagen: „Das finde ich vom Grundsatz gut und richtig – aber an dieser Stelle will ich es anders! Und jene Stelle ist für mich nicht realistisch! Und überhaupt fehlt noch folgendes ...“ Die Schulporträts sollen dazu anstacheln, die eigenen Bilder und auch die eigenen Werte zu reflektieren und in eigene Zukunftsbilder von Schule zu übersetzen.
Kritiker könnten einwenden, dass deine „Zukunftsschulen“ keine echten Neuentwürfe sind, sondern Collagen aus den besten reformpädagogischen Ansätzen der letzten Jahrzehnten. Was ist das wirklich Neue an deinen fiktiven Modellen, das über eine bloße Skalierung und konsequente Umsetzung des bereits existierenden innovativen Ist-Zustandes hinausgeht? Warum ist das eine Vision für 2035 und nicht einfach ein Plädoyer, die besten Schulen von heute zum Standard von morgen zu machen?
Naja, reformpädagogische Ansätze würde ich jetzt nicht in allen der fünf Schulen sehen. Aber natürlich bauen alle Überlegungen für das Neue auf das auf Alte, was vorher da war. Wie sollte es auch anders sein? Und dennoch würde ich behaupten, dass in der konsequenten Fortschreibung und Weiterentwicklung eine neue Qualität sichtbar wird. Der Physiker Philip W. Anderson hat gesagt: „More is different!“ Er beschreibt damit, dass eine quantitative Veränderung in komplexen System zu qualitativen Verschiebungen führen kann. Eine Entwicklung führt nicht einfach zu „immer mehr“ oder zu „immer größer“, sondern auch zu „irgendwie anders“. Mein Ziel war es, dieses „irgendwie anders“ möglichst konkret zu beschreiben. Ein Beispiel: In den PAS-Schulen im Buch gibt es ein Online-Netzwerk von Zehntausenden von Lernenden. Da verändert sich qualitativ etwas, weil die Möglichkeit entsteht, dass man Mitlernende für sehr spezielle Interessen findet, die nur 10 von 10.000 Jugendlichen teilen – und online hat man auch noch die Verbindung mit einer entsprechend spezialisierten Lehrperson.
Wir erleben weltweit die Aushöhlung von Demokratien und das Erstarken nationalistischer Tendenzen. Freiheitliche Modelle wie die „Lisa-Rosa-Schule“ oder die „UnSchule“ wären in einem illiberalen politischen Klima extrem gefährdet, während konservative oder kontrollorientierte Modelle (mit KI) instrumentalisiert werden könnten. Muss progressive Schulentwicklung nicht viel stärker als politischer Akt verstanden und abgesichert werden?
Wie wir Schule gestalten, ist eine zutiefst politische Frage. Das ist allerdings keine neue Beobachtung, sondern vermutlich so alt wie die Idee von Schule selbst. Mit Digitalisierung & KI verstärken wir das gewissermaßen. In Datenschutz-Fragen hat sich die Debatte um digitale Datensammlungen traditionell fast nur für Unternehmen oder Einzelpersonen als Gefahrenquelle interessiert. Erst mit der jüngereren Forderung, ein zentrales System von Schüler-IDs zu schaffen, wird mehr Menschen deutlich: Auch in staatlicher Hand sind zentralisierte Datensammlungen problematisch. Im Buch wird die Frage anhand der hochgradig datenbasierten LIDA-Schulen diskutiert: Diese Datensammlungen sind eine janusköpfige Angelegenheit. Denn die Daten, die das individuelle Lernen erleichtern und verbessern, sind dieselben Daten, die Missbrauch, Manipulation und Kontrolle ermöglichen.
Du stellst in Teil 2 des Buches zehn sehr unterschiedliche Methoden vor, von der spielerischen „Kopfstandtechnik“ bis zur „Theory U“-Prozess. Wenn eine Schule heute am absoluten Anfang steht und im Kollegium eine Mischung aus Neugier, aber auch Skepsis und vielleicht sogar ein wenig Zukunftsangst herrscht: Mit welcher dieser Methoden hast du persönlich die besten Erfahrungen gemacht, um diese erste Hürde zu nehmen, das Eis zu brechen und eine konstruktive und offene Atmosphäre für den Wandel zu schaffen?
Wenn es um einen niedrigschwellig Start geht, bietet die Kopfstandtechnik einen guten Start. Das ist quasi ein negatives Brainstorming: Wir beschreiben unsere Albtraumschule! Das lässt sich verhältnismäßig schnell und einfach umsetzen. Und es funktioniert recht gut bei Personen, die skeptisch gegenüber Veränderungsprozessen sind. (Allerdings ist auch das, wie alles andere, keine Wunderwaffe. Mir hat gerade erst neulich ein Workshop-Teilnehmer ins Feedback geschrieben: „Ich sehe keinen Sinn darin, bewusst negative Beschreibungen zu entwerfen. Ich will es gleich richtig machen!“) Zum Einstieg mag ich auch das Polak-Spiel. Dabei positionieren sich die Beteilgiten im Raum entlang ihrer Einschätzungen, ob sie optimistisch oder pessimistisch auf die Zukunft blicken und ob sie ihren eigenen Einfluss auf diese Zukunft für klein oder groß halten. Einen großen Schatz von solchen Mini-Methoden bieten Eileen Mandir und Benedikt Groß in ihrem Buch „Zukünfte gestalten“ und auf ihrer Website www.zukuenfte-gestalten.info.
Sich auf den Weg zu machen, erfordert Offenheit, Vertrauen und die Bereitschaft, alte Denkmuster loszulassen. Das klingt oft nach einer Haltung, die an einer Schule erst einmal vorhanden sein muss. Was ist deine Erfahrung? Was kommt zuerst: die innovative Haltung oder die innovative Methode? Kann man mit einem Format wie dem „Barcamp“ oder der „Zukunftswerkstatt“ eine offene Kultur erst erzeugen, oder braucht es diese Kultur bereits als Voraussetzung, damit eine solche Methode überhaupt funktionieren kann?
Das sind wohl Henne und Ei. Wenn so ein Prozess gut läuft, haben wir eine aufsteigende Spirale. Wenn es schlecht geht: ein Deadlock. Bei der Frage: „Was kommt zuerst?“ lautet nach meiner Wahrnehmung die Antwort (leider?) oft: eine große Krise. Dabei denke ich nicht einen kritischen Grundzustand – den hätten wir ja vielerorts zu bieten. Ich meine einen relativ plötzlichen Umschwung bei einer konkreten Schule. Wenn man sich die Geschichte von manchen Schulen anschaut, die eine große Veränderung durchlaufen haben, findet man im Rückblick häufig eine starke Krise als Ausgangspunkt. (Ich habe leider keine Antwort auf die Frage, ob das eine gute Nachricht ist oder nicht.)
Einige deiner Schulmodelle und Methoden verlangen eine Autonomie, die im stark regulierten deutschen Bildungssystem kaum realisierbar scheint. Was wäre der allererste, konkrete und durchsetzbare Hebel, den eine Kultusministerin oder ein Kultusminister heute umlegen müsste, um die Beharrungskräfte des Systems aufzubrechen und den Weg in eine transformative Schulentwicklung in der Breite frei zu machen?
Ich erlebe viele Kultusministerinnen inzwischen als relativ offen für Reformen. Sie agieren jedenfalls nicht stärker bremsend als andere Gruppen wie z.B. Lehrkräfte, Eltern, Jugendliche oder Medienöffentlichkeit. Zur Frage nach „der allerersten“ Veränderung würde ich sagen: Es hilft, wenn sich Kultusministerinnen in der Öffentlichkeit hinstellen und laut zu Protokoll geben: „Ja, wir wollen Wandel – auch wenn diese Veränderungen damit verbunden sind, dass Schulen Fehler machen und mit Regeln in Konflikt geraten!“ Und genau das passiert tatsächlich an einigen Orten – hoffentlich zunehmend mehr!
Über den Autor

Jöran Muuß-Merholz ist Diplom-Erziehungswissenschaftler und Co-Geschäftsführer der Agentur „J&K – Jöran und Konsorten“. Als Think-and-Do-Tank arbeitet das Team an den Schnittstellen zwischen Bildung & Lernen, Arbeiten & Kommunikation und Medien & Technologie. Neben beratenden und konzeptionellen Arbeiten der Agentur schreibt Jöran Muuß-Merholz für Fach- und Massenmedien, print und online, von Blog bis Buch. Jöran Muuß-Merholz hält Vorträge und gibt Workshops v.a. im deutschsprachigen Raum, aber sprach auch schon in Boston und Brno, Cape Town und London, Stockholm und Tokio, Moskau und Mexiko, Zürich und Dubai. Weitere Texte, Termine und Projekte von Jöran Muuß-Merholz finden sich unter www.joeran.de.