Rezension zum gleichnamigen Buch von Dr. Isabella Buck
Worum geht es?
Mit dem Sachbuch „Wissenschaftliches Schreiben mit KI“ legt Dr. Isabella Buck ein sorgfältig durchdachtes Lehr‑ und Arbeitsbuch vor, das die rasante Verbreitung generativer KI im akademischen Schreiben zum Ausgangspunkt nimmt. Vieles davon lässt sich indes auch auf das schulische Schreiben übertragen, sodass das Buch auch für Lehrkräfte interessant sein dürfte.
Die Autorin verfolgt das Ziel, eine reflektierte und verantwortungsbewusste Integration von KI in den wissenschaftlichen Schreibprozess zu fördern. Dabei geht es nicht darum, das eigene Denken auszulagern, sondern generative KI gezielt, iterativ und kritisch zu nutzen. Diese Haltung zieht sich konsequent durch das gesamte Buch.

Wie ist das Buch aufgebaut?
Das Buch ist in fünf klar strukturierte Kapitel gegliedert:
- Worum es in diesem Buch geht: Einführung in Zielsetzung und Nutzung des Buches.
- Was ich über KI wissen sollte: Grundlegende Begriffe, Funktionsweisen und Herausforderungen von KI.
- Was ich über das wissenschaftliche Schreiben mit KI wissen sollte: Anforderungen guter wissenschaftlicher Praxis im Kontext digitaler Unterstützung.
- Wie ich mit KI wissenschaftlich schreibe: Praktische Umsetzung der KI-Integration entlang der Phasen des wissenschaftlichen Schreibprozesses.
- Wohin die Reise (vielleicht) gehen wird: Reflexion über zukünftige Entwicklungen im KI-gestützten Schreiben.
Jedes Kapitel wird durch Lernziele und praxisnahe Beispiele ergänzt. Über QR-Codes werden zudem digitale Zusatzmaterialien und aktuelle Tool-Hinweise bereitgestellt. Buck verknüpft Theorie, reflektierte Haltung und sofort anwendbare Praxis eng miteinander – ein didaktisches Grundprinzip, das sich durch alle Kapitel zieht.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt das Buch?
Herzstück des Buches ist Kapitel 4. Hier entfaltet Buck die fünf Phasen wissenschaftlichen Schreibens (Vorüberlegungen → Literaturarbeit → Datenerhebung/-erfassung → Rohfassung → Überarbeitung) und demonstriert, wie KI‑Tools in jeder Phase unterstützend, nicht ersetzend, wirken können.

Es geht Isabella Buck darum, KI „sinnvoll, verantwortungsbewusst und erfolgreich“ (S. 119) als eine Art „Katalysator“ (Ebd.) zu nutzen. Schreiben ist kein linearer Prozess und gerade das iterative Springen zwischen den einzelnen Schreibprozessschritten kann durch KI unterstützt werden. Ihr ist wichtig, dass die schreibende Person trotz oder wegen der Nutzung von KI-Tools dauerhaft die Verantwortung für den hybrid erstellten Text trägt. Das Urteilsvermögen und die kritische Reflexion verbleiben stets bei den Schreibenden. KI dient hier nicht als Ersatz, sondern als Unterstützung und Erweiterung menschlicher Denk- und Ausdrucksfähigkeit. KI wird als „Denktutorin“ genutzt, um Erkenntnisprozesse zu vertiefen.
In Bucks Idealvorstellung liegt der Fokus bei der Verwendung von KI im Schreibprozess auf der Metakognition – die bewusste Steuerung der eigenen kognitiven Prozesse. Wie der Fokus auf den reflektierten und verantwortungsvollen Einsatz von KI im Schreibprozess gelingen kann, wird immer wieder durch konkrete Beispielprompts und eine kuratierte Tool-Auswahl den Lerser:innen verdeutlicht.
Was mich anspricht…
Isabella Buck dämonisiert KI nicht und verfällt auch keiner Technik‑Euphorie. Stattdessen plädiert sie konsequent für eine kritisch‑konstruktive Nutzung. Typische Gefahren (z. B. Halluzinationen, Verlust der eigenen Argumentationslinie) benennt sie klar und bietet Gegenstrategien. Ihre Offenlegung, selbst KI als Co-Autorin genutzt, aber die redaktionelle Kontrolle behalten zu haben, unterstreicht ihre Glaubwürdigkeit.
Positiv fällt auf, dass sie grundlegende Prinzipien (Iterativität des Schreibens, Schreiben als Erkenntnisprozess) stärker betont als flüchtige Tool‑Modewellen. Damit bleibt das Buch anschlussfähig, selbst wenn einzelne Programme morgen schon veraltet sind.
Isabella Bucks „Wissenschaftliches Schreiben mit KI“ ist ein fundiertes, reflektiertes und praxisorientiertes Lehrbuch, das eine wichtige Lücke in der aktuellen Diskussion schließt. Es ermöglicht sowohl Studierenden als auch Lehrenden einen kompetenten Umgang mit KI im Schreibprozess und bietet darüber hinaus wertvolle Perspektiven für die schulische Bildung.
In einer zunehmend KI-unterstützten akademischen und schulischen Welt setzt Buck Maßstäbe für eine verantwortungsvolle, bewusst gesteuerte Integration von KI – und für ein Schreiben, das Denken, Argumentieren und kritische Reflexion in den Mittelpunkt stellt.
Exkurs: Auswirkungen auf die schulische Schreibpraxis
Obwohl Wissenschaftliches Schreiben mit KI vorrangig den Hochschulkontext adressiert, liefert es zugleich wertvolle Impulse für die schulische Schreibdidaktik. Dr. Isabella Buck schlug diesen Bogen in ihrem Vortrag im FelloFish Forum bereits eindrucksvoll – die Aufzeichnung ist hier abrufbar:
Universitäten und Schulen stehen dabei vor ähnlichen Herausforderungen: Lernende greifen immer häufiger auf KI‑Tools zurück, doch fundierte KI‑Kompetenzen fehlen meist noch, und überfachliche Angebote sind rar. Viele Schülerinnen und Schüler empfinden Schreibaufgaben zudem als „sinnlos“, wenn sie glauben, Maschinen könnten das Ergebnis ohnehin liefern.
- Parallelen im Schreibprozess: Die Phasen Planen, Strukturieren, Texten und Überarbeiten, wie Buck sie für das wissenschaftliche Schreiben beschreibt, lassen sich auf schulische Schreibprozesse übertragen. Auch hier können KI-Tools unterstützen – etwa bei der Themenfindung, Gliederungserstellung oder dem Formulieren von Rohtexten.
- Chancen und Risiken: Während KI helfen kann, Schreibblockaden zu überwinden und sprachliche Qualität zu verbessern, besteht zugleich die Gefahr, dass Schüler:innen eigene Denk- und Formulierungsfähigkeiten vernachlässigen. Besonders kritisch ist die Gefahr, dass durch unreflektierte Nutzung generischer KI-Gliederungen oder Textentwürfe das eigene Argumentieren und Strukturieren verloren geht.
- Didaktische Konsequenzen: Lehrkräfte sollten stärker auf die Förderung von Metakognition setzen und Schüler:innen dazu anleiten, nicht nur Ergebnisse von KI-Tools zu übernehmen, sondern diese kritisch zu prüfen, weiterzuentwickeln und zu reflektieren.
- Transparenz in Aufgabenstellungen: Aufgaben sollten klar machen, welches Lernziel verfolgt wird und warum eigenes Nachdenken erforderlich ist. Gezielter KI-Einsatz könnte sogar explizit in Aufgaben integriert werden, um die kritische Nutzung zu trainieren.
- Zukunftsorientierung: Schreiben soll nicht auf die Produktion von Texten reduziert werden, sondern Denk-, Reflexions- und Argumentationskompetenzen fördern. KI-Tools können hierbei unterstützend wirken, wenn sie bewusst und reflektiert eingebunden werden.
Damit liefert Buck wertvolle Anstöße dafür, wie die schulische Schreibdidaktik angesichts der neuen technologischen Möglichkeiten weiterentwickelt werden kann.

Fragen an die Autorin
Beim Lesen des Buches entstanden mehrere Fragen – etwa wie sich Schüler:innen und Studierende trotz allgegenwärtiger Textgeneratoren vom eigenständigen Schreiben überzeugen lassen und welche neuen Workflows KI‑Agenten eröffnen.
Isabella Buck hat sich freundlicherweise auf ein kurzes Interview‑Experiment eingelassen. Im Folgenden findet ihr das Gespräch, das diese Themen vertieft und praktische Einblicke in Bucks Arbeitsweise bietet.
Liebe Isabella, ein Buch zum Thema KI – muss das nicht zwangsläufig beim Erscheinen veraltet sein? Warum hast du dich für diese Publikationsart entschieden?
Diese Frage habe ich mir tatsächlich auch gestellt, als die Anfrage vom Verlag bzw. vom Herausgeber der Reihe „Studieren, aber richtig“ kam. Zunächst war ich also skeptisch, ob die Buchform überhaupt zu einem Thema passt, das sich so schnell entwickelt wie KI. Aber im Gespräch mit dem Verlag wurde deutlich: Gerade wenn es um wissenschaftliches Schreiben geht, wünschen sich viele Studierende wohl nach wie vor ein gut strukturiertes Buch, das ihnen Orientierung bietet.
Daneben dachte ich: Vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für ein solches Buch. Denn inmitten der Informationsflut – ich selbst bin bei zahllosen KI-Newslettern angemeldet und suche täglich nach den neuesten Informationen im Bereich genKI – fehlt vielen ein Ruhepol. Immer neue Modelle, neue Funktionen, neue Hypes: Wer soll da noch mitkommen? Mein Buch will genau da ansetzen und einen Gegenpol bieten, also keinen schnellen Newsflash, sondern eine durchdachte Einordnung, eine Verschnaufpause. Etwas, das Leser:innen in Ruhe reflektieren lässt, was es eigentlich bedeutet, mit KI-Tools wissenschaftlich zu schreiben und wie man dabei gute wissenschaftliche Praxis wahrt.
Natürlich ist mir bewusst, dass manche Inhalte schnell veralten können. Deshalb habe ich das Buch so konzipiert, dass die zentralen Teile möglichst langfristig gültig bleiben: Es geht weniger um einzelne Tools als um grundlegende Strategien, Reflexionen und Leitplanken. Dort, wo es doch um konkrete Anwendungen geht, arbeite ich mit QR-Codes. Zentral ist ein Miroboard, das ich regelmäßig aktualisiere und auf dem die aktuell gängigsten Tools zum wissenschaftlichen Schreiben verlinkt sind. Außerdem war schon während des Schreibens klar: Eine zweite, überarbeitete Auflage wird nicht lange auf sich warten lassen. Wir haben uns daher bewusst auf eine kleine Startauflage geeinigt. Inzwischen steht fest, dass die zweite, aktualisierte Auflage im Januar 2026 erscheinen wird.
Welchen Einfluss auf das wissenschaftliche Schreiben haben die Agentic Learning Workflows für das Schreiben?
Ich kann hier nur Mutmaßungen anstellen. Meine Wahrnehmung ist, dass die meisten Lehrenden immer noch mitten in der Auseinandersetzung mit ChatGPT & Co. stecken und das Thema „Agenten“ noch gar nicht auf dem Schirm haben. In breiteren Kreisen, abgesehen von fachlichen Netzwerken wie dem VK:KIWA, war ich noch nie in eine Diskussion über Agentic Learning Workflows und deren Auswirkungen auf das Schreiben involviert.
Systeme wie AutoGPT, Devin oder der AI Scientist übernehmen ganze Workflows: Sie analysieren Themen, recherchieren Literatur, führen teilweise sogar schon eigene Experimente durch, strukturieren Argumentationen und liefern Textvorschläge inklusive Feedback. Das bedeutet, dass es Lernenden vermutlich immer weniger einleuchten dürfte, weshalb sie sich noch selbst durch den oft mühsamen und komplexen Schreibprozess ‚quälen‘ sollen. Gleichzeitig gewinnt die Fähigkeit, KI zu steuern, noch viel stärker an Bedeutung. Wer eine KI einsetzt, muss prüfen, reflektieren und entscheiden. Damit verändert sich das Selbstverständnis: Schreibende sind nicht länger allein Verfasserinnen eines Textes, sondern Regisseurinnen eines kooperativen, agentischen Schreibprozesses. Doris Weßels und ich sprechen in einem Beitrag von ‚AI Leadership‘.
Wie gelingt es dir, Studierende (und Schüler:innen) von der Notwendigkeit des eigenen, eigenständigen Schreibens unter den Bedingungen von KI zu überzeugen, sodass KI nicht zum Ersatz für das eigene Denken wird?
Ich glaube, wir müssen viel klarer darüber sprechen, warum Studierende eigentlich schreiben sollen – und zwar bevor wir darüber diskutieren, ob sie dabei KI nutzen dürfen oder nicht. Denn wer im Schreiben keinen Sinn sieht, wird sich kaum davon abhalten lassen, einfach mit ChatGPT & Co. einen Text zu generieren. Gerade wenn Schreiben nur als formale Leistung erscheint, die irgendwie für die Note gebraucht wird, liegt es nahe, den Aufwand zu minimieren. Und genau das macht KI möglich.
Deshalb geht es m. E. zentral um Motivation. Diese ersteht gerade nicht durch Verbote, sondern durch Transparenz. Ja, das klingt sehr banal, aber ich glaube, dass Transparenz über Lernziele, Sinn und Intention von Aufgaben elementar sind. Studierende brauchen ein klares Bild davon, was eine Schreibaufgabe eigentlich leisten soll: Wozu mache ich das? Was bringt mir das fachlich – und vielleicht auch ganz persönlich? Wenn das greifbar wird, steigt die Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen, statt nur das Ergebnis zu optimieren. Das hoffe ich jedenfalls.
Für mich heißt das: Wir als Lehrpersonen sollten viel häufiger offenlegen, warum wir bestimmte Aufgaben stellen. Am besten gleich mit einem kurzen erklärenden Kommentar zur Aufgabe selbst oder indem wir im Seminar darüber sprechen, wie und warum die Aufgabe entstanden ist. Das macht die Sache nicht nur durchschaubarer, sondern stärkt auch die Fähigkeit zur Selbststeuerung. Wer versteht, was beim Schreiben passiert, kann auch bewusster mit KI umgehen und sie so einsetzen, dass sie beim Denken unterstützt, es aber nicht ersetzt.
In Kapitel 5 werden 10 Thesen zur Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Schreibens vorgestellt und jeweils mit einer utopischen und einer dystopischen Variante kontrastiert. Siehst du hier schon klarer, in welche Richtung (Utopie/Dystopie) die Reise gehen wird?
Ich denke, die Reise führt aktuell weder eindeutig in die Utopie noch in die Dystopie, sondern in ein Spannungsfeld dazwischen. KI-basierte Schreibprozesse sind heute schon Alltag, doch wie sie unser Schreiben, Denken und unsere wissenschaftliche Kultur langfristig verändern, hängt entscheidend davon ab, wie wir diese Entwicklung weiter gestalten.
In vielen Bereichen sehe ich realistische Chancen auf utopische Entwicklungen, etwa in der Demokratisierung des Schreibens, in neuen Formen der Partizipation oder in der Flexibilisierung von Texten. Gleichzeitig lassen sich dystopische Tendenzen nicht wegdiskutieren: Wenn epistemisches Schreiben durch Automatisierung ersetzt wird, wenn Sprache standardisiert und Verantwortung diffus wird oder wenn fluide, personalisierte Texte die argumentative Kohärenz untergraben, gefährden wir zentrale Prinzipien wissenschaftlicher Praxis.
Entscheidend ist also, ob es uns gelingt, neue Kompetenzen und auch neue kulturelle Praktiken im Umgang mit KI zu entwickeln. KI verstärkt bestehende Strukturen und zwar sowohl die guten als auch die problematischen. Die Richtung ist also offen.
Zur Autorin

Dr. Isabella Buck leitet das Competence & Career Center der Hochschule RheinMain und beschäftigt sich intensiv mit zukunftsweisenden Themen rund um Future Skills, New Learning, New Work sowie der Gestaltung von Lernräumen. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Einsatz von Natural Language Processing (Künstlicher Intelligenz) im wissenschaftlichen Schreiben.
Sie publiziert regelmäßig zu diesen Themen und gibt ihr Wissen auch in freiberuflichen Workshops weiter. Mit ihrem praxisnahen Ansatz und ihrer Begeisterung für innovative Bildungsformate ist sie eine gefragte Expertin an der Schnittstelle von Bildung, Technologie und Arbeitswelt.
2025 veröffentlichte sie bei utb das Sachbuch „Wissenschaftliches Schreiben mit KI“, das als fundierter und zugleich praxisnaher Leitfaden für Studierende, Lehrende und Forschende dient.
Weiterführende Literatur
Bowen, J. A./Watson, C.E. (2024): Teaching with AI: A Practical Guide to a New Era of Human Learning. John Hopkins University Press.
Buck, I./Limburg, A. (2024): KI und Kognition im Schreibprozess: Prototypen und Implikationen. In: JoSch 15 (26), 8-23.
Buck, I./Weßels, D. (2025): Gut geführt = gut geschrieben? AI Leadership als relevante Kompetenz in der Kollaboration mit KI-Tools. In: Brägger, Gerold/Rolff, Hans-Günter (Hrsg.): Handbuch Lernen mit digitalen Medien. Wege der Transformation. Beltz.
Tankelevitch, L. (2024): The Metacognitive Demands and Opportunities of Generative AI.
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